Wie SEO unseren Alltag beeinflusst

SEOWährend sich einige von uns, die bereits älteren Semesters sind (um dieses Klischee mal relativ lose zu bemühen), noch gut an Zeiten entsinnen können, in denen alles auch ohne Internet geklappt hat, so kennen jüngere Generationen die Medienlandschaft überhaupt nicht anders. Zumal es ohnehin falsch wäre, vom Internet als konventionelles Medium, wie Buch, Radio oder Fernsehen, zu denken. Das Internet ist eine technologische Schnittstelle, die standortunabhängig Kommunikation, Informationen und Unterhaltung bietet. Vor allem aber hat es ein Verfügbarkeits-Diktat auf den Plan gerufen, das wir so vorher gar nicht kannten. Wer was wissen will, googelt eben schnell. Wer etwas braucht, der bestellt mal eben rasch. Und wer mit jemandem in Kontakt treten will, prüft schnell dessen WhatApp Status und schießt anschließend drauf los. Hauptasche schnell, jetzt und sofort! Doch welcher inneren Verwertungs- und Steuerlogik das Internet eigentlich unterliegt, ist vielen der heutzutage selbstverständlichen Nutzer allenfalls dunkel bewusst.

 

SEO regelt den Verkehr

Im Grunde genommen verhält sich das Internet wie ein auf Angebot und Nachfrage basierender Markt. Angeboten und nachgefragt werden Informationen. Und die haben eine verbale Entsprechung. Die Sucheingaben der Nutzer, und wie sie diese formulieren, sind die harte Währung des Internets! Wer diese Suchanfragen nach ihrer Häufigkeit zu bewerten und die relevantesten unter ihnen verbal zu bedienen weiß, der positioniert sich in seinem Ressort jeweils am besten. Es locken hohe Rankings für die entsprechenden Suchanfragen bei Google und Co., was vor allem hohe Zugriffszahlen und somit mehr Umsatz bedeutet. Sei es durch einen angeschlossenen Onlineshop oder durch den Wert, den man für Werbepartner gewinnt. Letzterer hat beispielsweise dafür gesorgt, das sogenannte „Influencer“ das einst belächelte Konstrukt des C-Promis zum Traumberuf für viele junge Menschen gemacht haben.

 

Keine Chancen ohne Risiken

Durch die Funktionsweise der Suchmaschinen ist das Internet quasi ein informativer sowie kommerzieller Resonanzkörper geworden. Das hat viele Annehmlichkeiten sowie viele Verwerfungen mit sich gebracht. So wurde einerseits Home Office ermöglicht, was nicht zuletzt einen entscheidenden Beitrag dafür geliefert hat, dass die Corona Pandemie wirtschaftlich doch nicht ganz so verheerend war, wie eingangs befürchtet. Verbraucher können sich besser organisieren und austauschen als je zuvor. Und Stellenanzeigen auf Social Media und Co. gestatten zum Teil Karriere-Optionen, die früher viel lokaler konzentriert und entsprechend limitiert waren.

 

Die Kehrseite der Medaille ist, dass das Internet nicht nur den Nutzern sondern auch den Gestaltern einen weitgehend hürdelosen Zugang bietet. Was mit Blick auf wirtschaftliche Unternehmungen sowie künstlerische, publizistische Aktionen durchaus wünschenswert ist, kann woanders weniger erfreuliche Tatsachen schaffen. Und zwar dann, wenn es politisch wird. Denn das Internet hat die Leute auf eine Art und Weise empfänglich für Missinformationen gemacht, die wir so vorher auch nicht kannten.

 

Wer suchet der findet

In Windeseile das Gesuchte zu finden, Informationen einzuholen – das ist der zentrale Appeal des Internets. Was beim Preisvergleich von Rasierern, Bremsbelägen und Schmink-Sets ganz praktisch sein mag, wird jedoch dann bedenklich, wenn es um komplexere und oftmals heikle Themen geht, die schon naturgemäß nicht mit ein, zwei Google-Suchen abgearbeitet sein können. Doch zeigt sich gerade hier, dass das Gottvertrauen in das Medium auch fehl am Platz sein kann. „Suche und du wirst finden“, ist zwar ein tolles Prinzip, wenn man einen neuen Rasenmäher oder einen Notfallarzt in der Nähe braucht. Doch sobald es um politisch relevante Informationen geht, wird es bedenklich. Dann wird daraus: „Suche und dir wird jemand erzählen, was du hören willst.“

 

Und so werden Suchanfragen zur selbsterfüllenden Prophezeiungen. Recherche mit eingebauter Rechthaberei. Eine Konstellation, die sich sehr leicht ausnutzen lässt. Das erklärt, wie vermeintlich medienkritische Zeitgenossen zu Empfängern und Resonanzkörpern zugleich werden – und rein gar nichts dabei finden. Warum sollten sie auch? Sie haben ja schon gefunden, wonach sie gesucht haben. Schnell, jetzt und sofort!